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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 40

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 40 — entströmende Blut in einer Schale auf, reichte sie der Gattin des Herkules und sagte: „Wenn dein Mann dich vielleicht einmal nicht mehr lieb hat, so bestreiche ihm mit dem Blute das Kleid, dann wird seine Liebe zu dir wiederkehren." Das leichtgläubige Weib traute diesen Worten, nahm die Schale und sagte dem Herkules nichts. Wirklich glaubte sie nach einiger Zeit, ihr Gatte liebe sie nicht mehr wie zuvor. Da bereitete sie ein neues Gewand, bestrich es inwendig mit dem Nessus-blute und übersandte es ihrem Gemahl. Kaum hatte Herkules das Kleid angelegt, so brannte es ihn, wie wenn Feuersglut ihn verzehrte. Wütend riß er es vom Leibe, riß aber Haut und Fleisch mit weg. Von unerträglichem Schmerze gepeinigt, den gewissen Tod vor Augen, ließ er sich von seinen Gefährten auf einen hohen Berg tragen und einen Scheiterhaufen errichten, den er bestieg. Als sie das Holz angezündet hatten, verfinsterte sich der Himmel, furchtbare Blitze zuckten hernieder. und in donnernder Wolke hob Zeus den Helden zum Olympus empor, wo er als Gott in die Reihen der Unsterblichen eintrat. J8. Theseus. 1. Theleus* Jugend. Nächst Herkules war einer der berühmtesten Helden Griechenlands Th es eu s, der Sohn des athenischen Königs Ägeus. Er verbrachte die Jugendzeit bei seinen Großeltern in einer Stadt des Peloponnes. Dort war auch Ägeus eine Zeitlang gewesen. Ehe er nach Athen zurückgekehrt war, hatte er sein Schwert und seine Sandalen unter einen gewaltigen Felsblock gelegt und gesagt: „Mein Sohn soll hier aufwachsen, bis er stark genug ist, diesen Stein wegzuheben. Dann kann er die Gefahren der Reise nach Athen bestehen . und soll dorthin zu mir kommen; an diesem Schwert und diesen Sohlen will ich ihn erkennen." 2. Theseus' Fahrt nach 5lthen. Als Theseus zum starken Jüngling erwachsen war, wurde er zu dem Felsblock geführt. Mit Leichtigkeit hob er ihn in die Höhe, fand Schwert und Sohlen und machte sich alsbald auf die Reise nach Athen. Durch finstere Wälder führte der Weg, durch Gebirge und Einöden, wo allenthalben Räuber in Höhlen und Felsklüften hausten und gewalttätige Frevler das Leben der Wanderer bedrohten. Aber Theseus hatte keine Furcht, denn er vertraute auf seine Kraft und sein scharfes Schwert. Unerschrocken kämpfte er mit furchtbaren Riesen. So bezwang er den gefürchteten „Keulenschwinger"; so tötete er den „Fichtenbeuger", der die Wanderer an zwei auseinanderschnellende Fichten zu binden und so

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 101

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 101 — „So sei es Krieg!" rief der Römer, und ließ den Mantel auseinander fallen. 4. Hannibals Zug über die Alpen. Die Römer dachten die Karthager alsbald in Spanien und Afrika anzugreifen. Aber es kam ganz anders. Hannibal beschloß, den Krieg nach Italien selbst hinüber zu tragen und den Feind auf seinem eignen Boden zu bekämpfen. Ein Gedanke von unerhörter Kühnheit! Um ihn auszuführen, mußte Hannibal mit seinem Heere zuerst die Pyrenäen überschreiten, das Grenzgebirge Spaniens, dann quer durch Gallien ziehen, und endlich lag das unwegsame wolkenhohe Alpengebirge vor ihm, das Gallien von Italien scheidet. Wie sollte da ein ganzes Heer, Menschen, Pferde, Elefanten und Lasttiere, hinüberkommen? Aber der kühne Held bebte vor keiner Schwierigkeit zurück. Mit einem Heere von 60 000 Mann und 37 Elefanten trat er den Zug an. Im fünften Monate nach seinem Ausbruche stand er am Fuße der Alpen. Es war schon spät im Herbste; das ganze Gebirge lag voll Schnee und Eis, fürchterlich zumal für die an glühende Hitze gewöhnten afrikanischen Krieger. Kein Weg und Steg; bald glatte Eisberge und weite Schneegefilde, bald entsetzliche Felsenklippen und schaudervolle Schluchten! Bald wurde ein Haufe Soldaten von ungeheuern Schneemassen verschüttet; bald stürzten Menschen, Pferde und Elefanten in tiefe Abgründe hinab; bald brachen die wilden Bergbewohner aus den Schluchten hervor und zwangen die erstarrten und ermatteten Krieger zum Fechten. Endlich nach neuntägigem Klettern war der Gipfel des Gebirges erstiegen. Hier, über den Wolken, auf den ewigen Schnee- und Eisfeldern, ließ Hannibal das Heer zwei Tage ausruhen. Dann begann das Hinabsteigen, beschwerlicher noch als das Hinaufklettern. Auf dem jähen schlüpfrigen Boden war jeder Tritt voll Gefahr; unaufhörlich stürzten Menschen und Tiere rettungslos in die Tiefe. Was war nach solchen Verlusten von dem stolzen Heere noch übrig, als Hannibal endlich die Ebenen Italiens erreichte? Mehr als die Hälfte seiner Soldaten und beinahe alle Elefanten hatte der Heldenzug gekostet. Und jetzt sollte es gegen die furchtbaren Römer in den Kampf gehen! 5. Hannibals Siege. Hannibal erschrak nicht. Kühn rückte er vor zur Schlacht und siegte (am Ticmus). Darauf erschien ein zweites römisches Heer: Hannibal schlug auch dieses (an der Trebra). Jnimer weiter drang er in Italien ein; da stellten sich ihm die Römer zum drittenmal entgegen. Sie erlitten eine völlige Niederlage (am trasime-nischen See). Jetzt zitterte das stolze Rom vor dem gewaltigen Sieger:

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 40

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 40 — dem Kaiser nicht mehr gehorchen und drohten, einen neuen Kaiser zu wählen, wenn Heinrich nicht binnen kurzer Zeit des Bannes ledig sei 3. Heinrich in Canossa (1077). Heinrich war in einer gefährlichen Lage. Er beschloß, sich vor dem Papste zu beugen. Mitten im härtesten Winter wanderte er, nur von seiner treuen Gemahlin Bertha und einigen Dienern begleitet, über die Alpen nach Italien. Es war eine höchst mühselige Reise. Aus dem steilen, mit tiefem Schnee und weiten Eisfeldern bedeckten Gebirge drohte jeder Schritt Lebensgefahr. Bald kroch man auf Händen und Füßen, bald glitt man auf dem Rücken einen schlüpfrigen Abhang hinunter; die Kaiserin mußte in eine Ochsen-haut eingewickelt und an Seilen hinabgelassen werden. So erreichte man endlich Italien. Der Papst befand sich gerade auf dem Schlosse Canossa. Dorthin begab sich der Kaiser. Aber Gregor ließ ihn nicht gleich vor sich kommen, sondern erlaubte nur, daß er im Vußkleide den Schloßhos betrete. Da stand denn der deutsche Kaiser barfuß, entblößten Hauptes, nur mit einem wollenen Hemde angetan, drei Tage vom Morgen bis zum Abend gnadeflehend auf dem Burghöfe. Nie hatte ein Kaiser solche Demütigung erduldet. Endlich, am vierten Tage, sprach ihn der Papst unter strengen Bedingungen vom Banne los. 4. Ein Gegen König; Gregors Tod. Heinrich kehrte nun nach Deutschland zurück. Allein die Buße in Canossa hatte ihm nicht einmal genützt; die Fürsten waren ihm dennoch untren geworden und hatten den Herzog Rudolf von Schwaben zum Könige gewählt. Zwischen diesem und Heinrich kam es nun zum Kriege. Anfangs schien Rudolf Glück zu haben: schon übersandte ihn der Papst eine Krone und tat Heinrich von neuem in den Bann. Bald aber starb Rudolf an einer Wunde, die er in einer Schlacht erhalten hatte. Als man ihm vor seinem Ende die Hand vorzeigte, die ihm im Kampfe abgehauen worden war, sprach er wehmütig: „Das ist die Hand, mit der ich meinem Kaiser Heinrich Treue geschworen habe." — Nach Rudolfs Tode wandte sich Heinrich gegen Gregor. Mit einem mächtigen Heere zog er über die Alpen und eroberte nach langer Belagerung die Stadt Rom. Gregor rettete sich noch Unteritalien, wo er im nächsten Jahre starb. 20* Heinrichs Iv. letzte Lebensjahre. 1. Empörung des jungen Heinrich. So war zwar der Kaiser seines furchtbaren Gegners entledigt, allein er sollte nicht zur Ruhe kommen. Gregors Nachfolger auf dem römischen Stuhle erneuerte gegen ihn den Bann; ja des Kaisers eigner Sohn, der junge Heinrich,

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 45

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 45 — 3. Friedrich Barbarossa. Konrads Nachfolger in der Kaiserwürde war sein Neffe Friedrich I., wegen seines rötlichen Bartes Barbarossa, d.i. Notbart, genannt. Der hatte sich Karl den Großen zum Vorbilde genommen; ihm nachstrebend suchte er das Deutsche Reich vor allen Reichen der Erde groß und herrlich zu machen. Aber Friedrich hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Italien wollte ihm nicht Gehorsam leisten; der Papst, der sich als den Oberherrn aller weltlichen Herrscher betrachtete, verlangte vom Kaiser, daß er sich vor seiner Gewalt beuge. Sechsmal zog Friedrich mit Heeresmacht nach Italien, um das kaiserliche Ansehen in dem aufständischen Lande zu wahren. 4. Kämpfe in Italien. Diese Kriege in Italien beschäftigten den Kaiser mehr, als für Deutschland gut war. Oft geriet er selbst in große Gefahr, denn die Italiener übten Verrat und Hinterlist, als sie sahen, daß sie die Deutschen in offnem Kampfe nicht bezwingen konnten. Am Tage der Kaiserkrönung überfielen die Römer Friedrichs Heerlager. Im Getümmel stürzte er vom Pferde und wäre in die Hände der Verräter gefallen, wenn nicht der Herzog Heinrich der Löwe, Heinrichs des Stolzen Sohn ihn mit wuchtigen Hieben befreit hätte. — Auch auf dem Rückzüge nach Deutschland wäre er beinahe einem verräterischen Überfall erlegen. In einer Gebirgsschlucht im Tale der Etsch wurde er plötzlich von Veronesern umzingelt. Die Ausgänge aus der Schlucht waren versperrt, und oben auf dem Felsen lag eine gewaltige Burg, von wo die Feinde Friedrichs mächtige Steine und Bäume hinunterschleuderten. Da rettete ihn sein Bannerträger Otto von Wittelsbach. Hinter dem Felsenschloß erhob sich eine schroffe unzugängliche Felswand. Diese erkletterte Otto mit zweihundert Bewaffneten, indem sie Stufen in den Felsen schlugen, sich Leitern aus ihren Lanzen machten und einer auf die Schultern des andern stieg. Endlich war die tapfere Schaar oben und eroberte die gefährliche Burg. So kam Friedrich mit seinem Heere glücklich aus der Veroneser Klause heraus. Ein tiefer Groll erfüllte ihn fortan gegen die verräterischen Städte Oberitaliens. Vor allem wagte es die Stadt Mailand immer wieder, sich seinen Befehlen zuwidersetzen. Und als selbst der Papst auf die Seite der Mailänder trat, da beschloß der Kaiser, diese Stadt zu vernichten. Die Mailänder setzten ihm einen entschlossenen Widerstand entgegen, aber Friedrich hatte geschworen, sich nicht eher die Krone wieder aufs Haupt zu setzen, bis Mailand dem Boden gleich gemacht sei. Endlich nach zwei Jahren (1162) mußte sich die Stadt ergeben. Sie wurde von Grund aus zerstört, und die

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 17

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 17 — und Kostbarkeiten in die Flammen (606 v. Chr.). So ging die Herrschaft der Assyrer zu Grunde, nachdem sie viele Jahrhunderte bestanden hatte. 3. Nebutradnezar. Die Babylonier errichteten nun ein eigenes neues Reich, das wieder sehr mächtig wurde. Namentlich der König Nebukadnezar war ein gewaltiger Kriegsmann und Eroberer, der viele Könige und Reiche besiegte und seine Herrschaft weit ausbreitete. Er zog auch gegen das Reich Juda, eroberte die Stadt Jerusalem, verbrannte den Tempel Goltes und führte das Volk aus seinem Vaterlande fort in die babylonische Gefangenschaft (586). Aber bald nach Nebukadnezars Tode wurde das babylonische Reich der Herrschaft der Perser unterworfen (s. Nr. 14, 1). 9* Die Phönizier. ^>hr Handel und ihre Seefahrten. ***"" 1. Das Land Phönhien (Karte I). Zu den vielen Ländern, welche die mächtigen Babylonier ihrer Herrschaft unterwarfen, gehörte das Land Phönizien. Es lag in Asien an der Ostküste des Mittelmeeres und war kaum einige Meilen breit; denn ein hohes Gebirge, das nicht fern vom Meere aufsteigt, sonderte es von dem übrigen Asien ab. Dieses Gebirge heißt der Libanon oder der weiße Berg, weil seine höchsten Spitzen mit ewigem Schnee bedeckt sind. Seine Abhänge schmückte ein Wald mit prachtvollen hochragenden Cedern. Das Land an der Meeresküste war steinig und zum Ackerbau wenig geeignet. Darum wandten seine Bewohner ihre Blicke auf das Meer, bauten Schiffe aus Cederstämmen und trieben Handel, dem sie schon in sehr früher Zeit die weiteste Ausdehnung gaben. Die Phönizier waren das erste Handelsvolk der alten Welt. 2. Seefahrten der Phönizier. Sie durchfuhren als Kaufleute das ganze Mittelmeer, ja sie wagten sich über dessen äußerste westliche Küste hinaus in den großen, noch nie beschifften Atlantischen Ozean. So kamen sie an die Küste von England, wo sie Zinn holten, während sie an den Ufern der Ostsee, aus dem heutigen Preußen, den schönen Bernstein erhielten, der damals vorzüglich geschätzt und an Wert dem Golde gleichgeachtet wurde. Damit kein anderes Volk ihnen diesen Handel streitig mache, erzählten sie wundersame Märchen von den Schrecknisien, denen der Schiffer begegne, wenn er es versuche, durch die „Säulen des Herküles" — so nannte man in alter Zeit die Straße von Gibraltar — hindurch zu fahren. Dort, sagten sie, sei die Grenze der bewohnten Erde; jenseits werde das Meer steif wie A ndrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. I. 2

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1905 - Leipzig : Voigtländer
102 — der Weg dahin stand ihm offen. Doch Hannibal wollte erst das ganze übrige Land den Römern entreißen und auf seine Seite bringen, ehe er auf die mächtige Stadt selbst losging. Er zog daher nach dem südlichen Italien, und die Römer gewannen Zeit, abermals ein Heer auszurüsten. Dem gaben sie einen alten erfahrenen Mann (Fabms) zum Feldherrn. Dieser wich jeder Schlacht aus, und hielt sich mit seinem Heere immer vorsichtig auf den Höhen der Berge, so daß der Feind ihn nicht erreichen konnte. Man nannte ihn daher den Z a u d e r e r. Doch hinderte er Hannibal am raschen Vordringen. Einmal hätte er diesen beinahe gefangen genommen. Es gelang ihm, das karthagische Heer in ein ganz von Bergen umringtes Tal zu locken und dort einzuschließen. Aber Hannibal wußte sich zu helfen. In der Nacht ließ er 2000 starken Ochsen Reisigbündel zwischen die Hörner binden, diese anzünden und dann die Tiere gegen die Anhöhen treiben, wo die Römer standen. Die Ochsen wurden durch das Feuer auf ihren Köpfen wütend, rannten mit schrecklichem Gebrüll das Gebirge hinan und brachten das ganze römische Heer in Verwirrung. Unterdes zog der schlaue Hannibal rasch aus der gefährlichen Bergschlucht hinweg. Bald darauf legte der alte Zauderer den Heerbefehl nieder, und die neuen römischen Feldherren wagten wieder eine Schlacht. Sie wurde bei dem Orte Canna (216) geliefert und war die fürchterlichste im ganzen Kriege. Das stattliche Heer der Römer wurde vollständig vernichtet: 70000 römische Leichen bedeckten das Schlachtfeld. Jetzt schien der Untergang Roms gekommen. Aber Hannibal mochte doch die Stadt noch für zu fest halten, um sie sofort anzugreifen. Denn auch fein Heer war durch so viele Schlachten sehr zusammengeschmolzen. Dringend bat er feine Mitbürger um Unterstützung. 6. Wendung des Kriegsglücks; Archimedes. Aber die Karthager waren keine Römer. Während diese auch im größten Unglück nicht verzagten und nach den blutigsten Niederlagen immer wieder neue Heere ausstellten, konnten die Karthager selbst durch die glänzendsten Siege ihres Feldherrn nicht mit rechtem Kriegseifer erfüllt und zu ausreichenden Rüstungen getrieben werden. Sie ließen Hannibal im Stich; statt ihm Geld und Soldaten zu schicken, fragte wohl das habsüchtige Krämervolk, warum er ihm kein Geld ans Italien hersende- So sah sich Hannibal in der Kriegführung gehemmt; große Schlachten gegen die immer mit frischen Streitkräften ins Feld rückenden Römer durfte er nicht mehr wagen. — Um diese Zeit fiel die den Karthagern getreue Stadt Syrakus auf Sizilien in die Hände der Römer, nachdem sie

7. Geschichtsbilder - S. 59

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 59 — hatten Zeit, abermals ein Heer auszurüsten. Sie ernannten Fabius Maxrmus, einen alten, erfahrenen Mann, zum Feldherrn. Dieser wich jeder Schlacht aus und hielt sich mit seinem Heere immer vorsichtig auf den Höhen der Berge. Man nannte ihn daher den Zauderer. S^och hinderte er Hannibal am raschen Vordringen. Einmal gelang es ihm, das karthagische Heer in ein ganz von Bergen umringtes Thal zu locken und dort einzuschließen. Aber Hannibal ließ in der Nacht 2000 starken Ochsen Reisigbündel zwischen die Hörner binden, diese anzünden und dann die Tiere gegen die Anhöhen der Römer treiben. Die Ochsen rannten mit entsetzlichem Gebrüll das Gebirge hinan und brachten das römische Heer in Verwirrung. Unterdes zog Hannibal rasch aus der gefährlichen Bergschlucht hinweg. Bald darauf legte der alte Zauderer den Heerbefehl nieder, und die neuen römischen Feldherren wagten wieder eine Schlacht. Bei Cannä (216) wurde das stattliche Heer der Römer vollständig vernichtet; 70000 römische Leichen bedeckten das Schlachtfeld, unter ihnen der eine der beiden Konsuln und eine Menge der vornehmsten und angesehensten Männer. Jetzt schien der Untergang Roms gekommen. Aber der besonnene Hannibal ließ sich den Vorwurf gefallen: „Zu siegen verstehst du, Hannibal, doch nicht den Sieg zu benutzen," und zog noch nicht gegen die Stadt Rom. Denn auch sein Heer war sehr zusammengeschmolzen. Dringend bat er seine Mitbürger um Unterstützung. 5. Wendung des Kriegsglückes: Syrakus; Hasdrübal, — Aber während die Römer jetzt wieder neue Heere aufstellten, ließen die Karthager ihren siegreichen Feldherrn im Stich. Statt ihm Geld und Soldaten zu schicken, fragte wohl das habsüchtige Krämervolk, warum er kein Geld aus Italien nach Karthago sende. Daher konnte Hannibal große Schlachten gegen die frisch ausrückenden römischen Heere nicht mehr wagen. Zwar hatte sich nach der Schlacht bei Cannä die große und reiche Stadt Syrakus auf Sizilien mit ihm verbunden; aber der thatkräftige römische Feldherr Claudius Marcellus, „das Schwert Roms", begann sie mit Macht zu belagern. In Syrakus lebte damals der berühmte Mathematiker Archimedes. Er erfand allerlei Maschinen, die Stadt zu verteidigen. Seine Wurfgeschütze schleuderten mächtige Steinblöcke auf die römischen Kriegsschiffe hinaus; kamen römische Fahrzeuge an die Mauer heran, so zogen Hebebalken, welche vorn eiserne Hände hatten, sie in die Höhe und stürzten sie dann plötzlich ins Meer zurück. Erst nach zwei Jahren gelang es dem beharrlichen Marcellus, durch einen Überfall in die Stadt einzudringen. Er hatte befohlen, Archimedes zu schonen. Der treffliche Mann saß, ganz in Nachdenken verliest, vor Figuren, die er in den Sand gezeichnet hatte. Da

8. Geschichtsbilder - S. 25

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 25 — mochte sich kaum darein zu finden, daß der teure, zwanzig Jahre entbehrte Gemahl da vor ihr stehe. Aber Odysseus erinnerte sie an so manches, was nur er wissen konnte. Da siel das treue Weib mit Freudenthränen im Auge dem endlich wiedergekehrten Gatten in die Arme. Die Götter der Griechen. Statt des einen lebendigen Gottes hatten die Griechen eine zahllose Menge von Göttern und Göttinnen. Jede einzelne Naturerscheinung, jede einzelne Kraft des Geistes war zu einer besonderen Gottheit gestaltet. Doch war chr Götzendienst nicht so roh und greuelvoll, wie bei den meisten anderen heidnischen Völkern. Ihre Götter waren Wesen ganz nach Art der Menschen, nur daß sie diese an Macht weit übertrafen. Es gab höhere und niedere Götter. Die höheren zwölf Götter thronten auf dem hohen Berge Olymp, wo sie in goldenen Palästen wie eine königliche Familie glückselig dahin lebten. An ihrer Spitze stand ,Z e u » (Jupiter), der Vater der Götter und Menschen. Seine Gemahlin hieß Hera (Juno); feine Bruder waren Poseidon (Neptun), der Gott des Meeres, und Hades (Pluto), der über die Schatten der Verstorbenen in der Unterwelt herrschte. Unter den übrigen Göttern und Göttinnen des Olymp, die alle des Zeus Söhne und Töchter waren, ragten am meisten hervor der Sichtgott Apol-I p n und Pallas Athene (Minerva), die Göttin der Weisheit. Neben ihnen gab es noch einen Gott des Krieges und eine Göttin der Jagd (S. 18), einen Gott des Feuers und eine Göttin der Schönheit (S. 18), einen Gott des Weines (S. 15) und eine Göttin der Feldfrüchte. Auch einen Boten hatten die Götter, der ihre Befehle auf die Erde herniedertrug. 8. Lykurg. Karte Ii. Von der Landschaft Doris (in Hellas) aus waren die D o r i e r im Peloponnes (um 1100 v. Chr.) eingebrochen und hattenauch Lakonika erobert. Die Sieger bewohnten hier das fruchtbare Eurotasthal, und ihr Sammelpunkt war die Stadt Sparta. Den unterworfenen Landesbewohnern ließen sie nur das weniger fruchtbare Gebirgsland im Westen (Taygetus) und Osten gegen Zinsabgaben und Kriegsdienste; sie wurden Periöken (Umwohnende) genannt. Ein großer Teil derselben war zu S t a a t s s k l a v e n (H e l o t e n) gemacht und unter die Spartaner zur Dienstleistung als Ackerbauer und Waffenknechte verteilt. Nur die herrschenden Spartaner hatten Bürgerrechte; ihnen gilt die Gesetzgebung Lykurgs (um 880); sie sollten einmütig werden und kriegstüchtig bleiben. 1. Lykurg zum Gesetzgeber erwählt. — In Sparta herrschten immer zwei Könige zugleich. Allmählich riß jedoch große Unordnung im Staate ein, und die Könige waren nicht imstande, Eintracht und Frieden zu schaffen. Da beauftragten die Spartaner Lykurg, den weisesten ihrer Mitbürger, durch eine neue Gesetzgebung der herrschenden Verwirrung ein Ende zu machen. Er war der Bruder eines der beiden Könige und hatte für dessen unmündigen Sohn eine Zeitlang die Regierung geführt. Er war weit in

9. Geschichtsbilder - S. 58

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 58 — seinen Mantel zusammen und sprach: „Hier habe ich Krieg und Frieden; was wollt ihr?' — „Gieb, was du willst," antworteten die Karthager. — So fei es Krieg!" rief der Römer. ' 1 Hannibal war schon als neunjähriger Knabe mit seinem Vater nach Spanren gekommen. Vor der Abreise hatte ihn sein Vater an einem Altare seier-ltch schwören lassen, daß er sein Leben lang ein Feind der Römer sein wolle Hannibal hat diesen Schwur gehalten. Im Kriegslager ausgewachsen, wurde er' erst sechsundzwanzig Jahre alt, aus Bitten des ganzen Heeres zum Oberbefehlshaber ernannt. Keine (Gefahr tonnte den trefflichen Feldherrn schreien, leine Anstrengung ihn ermüden. Er verschmähte alle weichlichen Genüsse. Leicht ertrug er Nachtwachen, Hunger und Durst. Mit seinen Soldaten teilte er jegliche Beschwerde. Oft schlief er unter ihnen im Kriegsrocke auf bloßer Erde. 3. Hannibals Zug über die Alpen. — Hannibal beschloß, die Römer auf ihrem eigenen Boden zu bekämpfen. Der kühne Feldherr überschritt mit seinem Heere die Pyrenäen, zog dann durch das südliche Gallien (Frankreich), und im fünften Monat lag das unwegsame, wolkenhohe Alpengebirge vor ihm, das Gallien von Italien schied. Wie sollte er 67000 Mann, 37 Elefanten und viele Pferde und Lasttiere hinüberbringen? Es war schon im späten Herbste; das ganze Gebirge war voll Schnee und Eis, besonders fürchterlich für die an glühende Hitze gewöhnten afrikanischen Krieger. Bei dem Hinausklettern fehlte oft Weg und Steg. Bald wurde ein Haufe Soldaten von ungeheuren Schneemassen verschüttet; bald stürzten Menschen, Pserde und Elefanten in tiefe Abgründe; bald brachen die wilden Bergbewohner aus den Schluchten hervor und fochten gegen die erstarrten und ermatteten Krieger. Nach neun Tagen war der Gipfel des Gebirges erstiegen. Hier, über den Wolken auf ewigem Schnee und Eis, ließ Hannibal das Heer zwei Tage ruhen. Das Hinabsteigen war aber noch beschwerlicher als der Aufstieg. Auf dem jähen, schlüpfrigen Boden brachte jeder Schritt Gefahr; die meisten Menschen und Tiere stürzten rettungslos in die Tiefe. Weit über die Hälfte feiner Soldaten und beinahe alle Elefanten hatte Hannibal verloren, als er die Ebene erreichte. Jetzt sollte es erst gegen die wohlgerüsteten, streitbaren Römer in den Kamps gehen! 4. Hannibals Siege. — Hannibal siegte in einem Reitertreffen am Tictnus und schlug ein zweites römisches Heer an dem Flusse Trebia. Im nächsten Frühjahre drang er unerwartet übers Gebirge und durch weite Sumpfniederungen in Etrurien vor, lockte ein drittes römisches Heer in die Schluchten am trasimenischen See und bereitete ihm eine große Niederlage. Jetzt zitterte das stolze Volk vor dem gewaltigen Sieger; der Weg nach Rom stand offen. Doch Hannibal wollte erst die von den Römern unterworfenen Völker auf feine Seite bringen, ehe er auf die mächtige Stadt selbst losging. Er zog daher nach dem südlichen Italien, und die Römer

10. Geschichtsbilder - S. 175

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 175 — „Jetzt soll der Krieg erst recht anfangen." Da blieb dem verwegenen Eroberer, der nie dem Feinde gewichen, nur noch der Rückzug übrig. 3. Napoleons Rückzug. — Es war ein grauenvoller Rückzug. Der Weg ging weithin durch Landstriche, die völlig verödet waren. Eher als sonst fiel der strengste Winter ein. Nun stieg die Not immer höher. Menschen, Pferde und Wagen blieben im Schnee stecken, erschöpft von Hunger und Frost. Dazu kamen noch unaufhörliche Angriffe der russischen Reiter (Kosaken), die den erschöpften Feinden keine Ruhe gönnten. An der Beresina erreichte das Elend seinen Gipfel. Napoleon ließ zwei Brücken über diesen Fluß schlagen, und die Truppen begannen hinüberzurücken. Aber plötzlich feuerten die Russen Schuß auf Schuß in die dichten Hausen. Da entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Alles stieß und drängte, um sich über die Brücken zu retten; viele wurden von den Rädern der Wagen zermalmt, viele in den grausigen Eisstrom hinabgestürzt. Endlich brachen die Brücken zusammen: Tausende versanken in den Fluten, und alle, die noch am anderen Ufer waren, wurden von den Russen gefangen. Napoleon, der jetzt fein Heer verloren sah, eilte auf einem Bauernschlitten von dannen, um in Paris neue Rüstungen zu betreiben. Von da an schwand alle Zucht und Ordnung im Heere; jeder dachte nur an seine Rettung. Die wenigsten Reiter hatten noch Pferde; über die gefallenen Tiere stürzten dte Hungrigen her und verzehrten sie mit Gier. Fiel ein Soldat, so rissen ihm feine Kameraden die Kleiber vom Leibe, um sich mit ihnen Hände und Füße zu umwickeln. Hatten sich die Halberfrorenen ein Feuer angezündet, so jagten die heran-stürmenden Kosaken sie alsbalb wieber in jähe Flucht, ober man fanb sie des Morgens als Leichen um die erloschene Glut geschart. Bis auf einige taufenb abgezehrte und zerlumpte Krieger, die aus Rußlanb wieberkehrten, würde die ganze große Armee vernichtet. Die Knaben auf der Straße fangen ihnen nach: Trommler ohne Trommelstock, Kürassier im Weiberrock, Flüchtling ohne Schuh, nirgends Rast noch Ruh. Mit Mann und Roß und Wagen, so hat sie Gott geschlagen. V. Die Befreiungskämpfe von 1813 und 1814. 1. Preußens Erhebung. — Die Kunde von dem Untergange, der Napoleons große Armee in Rußland ereilt hatte, bewegte ganz Europa. Jetzt schien für die unterdrückten Völker die Stunde gekommen, die Fremdherrschaft abzuwerfen. Der preußische General York, der Führer der preußischen Hilfstruppen, trennte sich von der französischen Armee und schloß am 30. Dezember einen Vertrag mit den Russen, wonach seine Armee bis zur Entscheidung des Königs neutral sein sollte. Die Franzosen räumten nundasland bis zur Weichsel, und die Ost- und Weftpreußen rüsteten sich wie Ein Mann zum Befreiungskämpfe. General York schrieb an den König: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte. Jetzt oder nie ist der Augenblick gekommen, die Freiheit wiederzuerlangen." Der König, umgeben von französischen Truppen,
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